Die Drehorgel leben und erleben

Musikspeicher für die Drehorgel

Es gibt drei unterschiedliche Möglichkeiten die Musik für das Spiel auf der Drehorgelzu speichern. Seit über 200 Jahren hat sich die Walze für die Speicherung der Musik bewährt. Diesen recht komplizierten Mechanismus haben wir auf einer Animation dargestellt. Seit 1920 wird die Musik auf Lochbändern, den sogenannten Notenrollen, und seit 1985 auf Microchips gespeichert.



Bestimmte Fachbegriffe, die hier erwähnt werden, sind in der Rubrik Fachbegriffe aufgeführt und werden da ausführlich erklärt.
Steuerungssysteme

Bei der Drehorgel gibt es drei unterschiedliche Systeme der Musikspeicherung.

Walzendrehorgeln (seit über 200 Jahren)
Lochbandsteuerung (Notenbanddrehorgeln)
Zustromverfahren (Überdruck)
Abstromverfahren (Unterdruck)
Computer gesteuerte Drehorgeln

Es gibt auch Instrumente bei denen Lochbandsteuerung und Computersteuerung wechselweise genutzt werden können (Hybridorgeln). Weiterhin können Drehorgeln mit einer Notensteuerung im Abstromverfahren nachträglich mit einem zusätzlichen Teil ausgerüstet werden und über einen sehr kleinen Computer gesteuert werden.
Walzendrehorgel

Seit ca. 200 Jahren werden Walzendrehorgeln gebaut, die jetzt durch Noten- und Computerdrehorgeln abgelöst werden. Die Seele der alten Drehorgel ist die Walze, auf der die Musik als Information gespeichert ist. Die Walze ist also der älteste Datenträger der Welt. Entscheidend für die Musik ist neben dem Pfeifenwerk vor allem das Arrangement der Lieder auf der Walze. Der Umfang der Walze und der Geschwindigkeitsvorschub bestimmen die Länge der Stücke. Eine Walzenumdrehung bedeutet eine Strophe. In der Regel konnte man acht Lieder auf einer Walze unterbringen. Durch das seitliche Verschieben der Walze um 1,6 - 2,5 mm lässt sich dann ein weiteres Musikstück einstellen. Für längere Stücke und auch für sakrale Musik nutzte man Walzen, die spiralig mit bis zu acht Umdrehungen durch das Orgelwerk geführt wurden. Die Größe der Orgel wird durch die Zahl der Tonstufen oder Tasten (Zahl lässt sich auf dem Clavisholz auszählen) und die Zahl der Register bestimmt. Bei der Mehrzahl der Drehorgeln ist das Bodenregister nicht abschaltbar. Bei den Drehorgeln der Firmen Bruder aus Waldkirch/Schwarzwald gibt es am Unterkasten des Gehäuses einen Registerzug, der es ermöglicht, auch dieses Register abzuschalten.
Funktion einer Walzendrehorgel

Mit der Kurbel pumpt man einmal Luft (Wind) in den Magazinbalg und dreht damit gleichzeitig die Walze auf der die Musik gespeichert ist. Wird zu viel Luft gepumpt bzw. durch die Walze weniger Musik abgerufen, sorgt ein Überdruckventil, dass die überschüssige Luft abgelassen wird.
Während des Drehens erreicht nun der Stift der Walze den Clavisstift hebt das Clavis nach oben und drückt damit über eine Wippe den Stecher mit seinem Drahtfortsatz in den Magazinbalg hinein und öffnet so die Ventilklappe des entsprechenden Tones. Jetzt ertönt der Ton der angesteuerten Pfeife. Da je nach Größe einer Orgel 18 bis 45 Clasvistasten nebeneinander im Clavis vorhanden sind, ertönen viele Pfeifen gleichzeitig und sorgen für einen lauten und kräftigen Klang der Drehorgel. Die Klangfarbe wird durch die unterschiedlichen Pfeifentypen (Trompeten, Geigenpfeifen, gedackte Pfeifen und andere Pfeifenkonstruktionen) erreicht.

Anhand einer Flash-Animation wird die raffinierte Funktion einer Walzendrehorgel erklärt und die einzelnen wichtigen Teile der Walzendrehorgel beschrieben.