Die Drehorgel leben und erleben

Drehorgelfeste

Versammlungen von mehr als 100 Drehorgelspielern auf dem Freimarkt in Bremen sind seit vielen Jahrzehnten bekannt. Drehorgelfeste der Neuzeit in verschiedenen Städten zu feiern ist eine Idee von Peter Schuhknecht in Hannover. Bevor die Berliner Drehorgelspieler sich organisierten, kam er mit verschiedenen Drehorgelfreunden nach Berlin und veranstaltete die ersten Treffen mit einer kleinen Gruppe von interessierten Personen am Kurfürstendamm, also im Zentrum des damaligen West-Berlin. Bald fanden diese Feste in verschiedenen deutschen Städten statt. Es gab auch kleine Veränderungen: So wurden die Veranstaltungen auf mehrere Tage ausgedehnt und von verschiedenen Werbegemeinschaften genutzt. In den letzten Jahren war es sogar möglich, in einer der zentralen Kirchen des jeweiligen Veranstaltungsortes Konzerte mit Drehorgeln zu geben, die von der Bevölkerung gut besucht wurden. Veranstalter dieser Drehorgelfeste sind Drehorgelvereine oder Gemeinden, die historische Stadtfeste feiern. Auch Werbegemeinschaften nutzen die Auftritte von Drehorgelgruppen bei verschiedenen Veranstaltungen, wie z. B. größere Ausstellungen, Messen, Gartenschauen und Volksfeste. Die Organisatoren dieser Veranstaltungen müssen im Vorfeld mit der zuständigen Behörde die örtlichen Formalitäten und Anforderungen klären. Hier werden unter Umständen verschiedene Auflagen erteilt. In Berlin wird für einen Umzug durch die Straßen eine Versicherung gefordert. Überschreitet dieser Umzug einen bestimmten Rahmen, müssen Toiletten aufgestellt oder es muss bei Umzügen durch den Veranstaltungsort Polizeibegleitung angefordert werden. In der Regel fordert die Behörde die Einhaltung der Lärmschutzverordnung gemäß dem Landes-Immissionsschutzgesetz. Diese unterscheiden sich geringgradig in den einzelnen Bundesländern. Der "Internationale Drehorgelverein Berlin e. V." hat in einer Broschüre "Anleitung für Drehorgelspieler" den achtseitigen Text für das Land Berlin veröffentlicht. Diese Broschüre kann unter www.Drehorgelanleitung.de bestellt werden. Die Organisation der Drehorgelfeste wird dann von Mitgliedern der Drehorgelvereine, von Tourismusbüros oder von Eventagenturen durchgeführt. Auf großen Drehorgelfesten kann man ein breites Spektrum der unterschiedlichsten Drehorgeln bewundern. Der ständige Zuwachs an neuen und zum Teil mit Computern ausgestatteten Drehorgeln verdrängt leider zum Teil die alten kostbaren und mit Intarsien reich verzierten Drehorgeln. Für diese antiken Instrumente gibt es deshalb eine spezielle Veranstaltungen in Deutschland. Alle drei Jahre findet jeweils im Sommer das große Treffen der Sammler von alten Drehorgeln in Waldkirch statt. Die Stadt ist für zwei Tage abgesperrt, und in den Straßen und im Museum sind bis zu einhundert alte Drehorgeln sowie ca. zwölf große Kirmesorgeln zu bewundern. Alle drei bis vier Jahre veranstaltet die Stadt Neumünster ein Drehorgeltreffen und lädt etwa fünfzig ausgewählte Drehorgelspieler mit ihren alten Instrumenten ein. In Berlin ist die Drehorgel ein Wahrzeichen der Stadt. Hier ist hier ein besonderer Andrang zu den Drehorgelfesten zu beobachten. Die Veranstalter haben sich deshalb entschieden nur Instrumente mit den alten Steuerungssystemen wie Walze und Lochbandsteuerung zuzulassen. Drehorgeln mit Computersteuerung sind in Berlin also nicht erwünscht. Die Termine für die Drehorgelfeste findet man einmal in den lokalen Zeitungen, weiterhin in den Zeitschriften der Drehorgelvereine, und mit etwas Geschick kann man die Termine auch im Internet ermitteln. Drehorgelspieler können für die einzelnen Veranstaltungen ihr Interesse an einem Auftritt bekunden, jedoch laden dann die Veranstalter die dem Festmotto entsprechenden Orgelspieler ein. Je nach Veranstalter kann es einen Fahrtkostenzuschuss geben. In der Regel sind die Veranstalter bemüht, zumindest am Veranstaltungsabend ein schönes Abendessen anzubieten und somit einen gemütlichen Abend für die Drehorgelspieler zu arrangieren. Hier können die Drehorgelspieler Erfahrungen austauschen.

In den letzten Jahren entwickelte sich als neuer Trend das Drehorgelspiel in Kirchen, meist im Rahmen eines Drehorgelfestes. Waren die kirchlichen Würdenträger zuerst auch sehr zurückhaltend oder lehnten Drehorgeln in den Kirchen grundsätzlich ab, änderten viele bald ihre Meinung und ließen die Drehorgelspieler mit ihren Instrumenten in ihrer Kirche auftreten. Dabei hat es sich bewährt, keine Eintrittsgelder zu nehmen. Das begeisterte Publikum beteiligt sich jedoch am Ende des Drehorgelkonzertes gern an einer Kollekte, die dann zwischen den Orgelspielern und den kirchlichen Einrichtungen geteilt wird.